Monday 30 January 2017

Agilität und Effizienz

Ich habe in den letzten Wochen darüber nachgedacht, wie Agilität Effizienz fördert und sammle meine Gedanken in einem Artikel, den ich in einer der nächsten Ausgaben der agile review veröffentlichen möchte.
Ich veröffentliche den gegenwärtigen Stand hier vorab, weil ich hoffe, dass er bereits "gut genug" ist, um euch nützlich zu sein – und weil ich hoffe, durch euer Feedback die weitere Arbeit effizienter zu gestalten.


Agilität und Effizienz

von Urs Reupke

In den letzten Wochen bin ich umgezogen und renoviere jetzt die alte Wohnung. Viele Teilaufgaben führen mich durch Abende voll Beschaffung,Transport und Handwerk. Immer wieder frage ich mich abends: Hat sich das gelohnt? Habe ich effizient gearbeitet?
Daraus wuchs die Frage, was Agilität und Effizienz miteinander verbindet.


Was ist Effizienz?

In der Wikipedia heißt es, Effizienz sei der rationale Umgang mit knappen Ressourcen; der Ausdruck eines guten Verhältnisses von Kosten zu Nutzen. Effizienz bewertet also, ob wir die Dinge richtig tun.

Der Wunsch nach Effizienz ist der Hintergedanke der Spezialisierung in Taylors Theorie des Scientific Management und damit die Grundlage vieler Organisationsstrukturen und Vorgehensmodelle.

...nothing quite so useless...

Peter Drucker hat dazu schon 1963 beobachtet:
It is fundamentally the confusion between effectiveness and efficiency that stands between doing the right things and doing things right. There is surely nothing quite so useless as doing with great efficiency what should not be done at all.
Auf diesem Gedanken fußen auch agile Methoden, die ihren Fokus stets zuerst auf Effektivität richten. In meiner Arbeit als Unternehmensberater begegne ich immer wieder Managern und Teams, die diesen Fokus kritisieren und einen Mangel an Effizienz beklagen.

Disziplin und Exzellenz

Dabei handelt es sich um ein Missverständnis: Effektivität geht vor, aber sobald wir das Richtige tun, ist Effizienz von größter Bedeutung.

Deswegen fordern agile Methoden mehr, als nur die Arbeit zu priorisieren: Agile Methoden erfordern Disziplin und ein unablässiges Streben nach Exzellenz – in der Zusammenarbeit, in der Technik und in der Struktur Ihrer Organisation.

Diziplin bedeutet für den Einzelnen und für das Team, den Verlockungen einfacherer, angenehmerer Aufgaben zu widerstehen und das Ziel für das Produkt und das Unternehmen im Auge zu behalten.

Für die Zusammenarbeit und die Wahl der Aufgaben heißt das, dass Vorlieben zurückstehen hinter Wertschöpfung für den Kunden. In der Technik äußert sich Disziplin in der Qualität des Ergebnisses, auch wenn der Weg zu einer zufriedenstellenden Lösung nicht offensichtlich ist. In der Organisation zeigt sich Disziplin in der schonungslosen Ausrichtung an Kunden und Markt, die Nabelschau und Machtspiele verhindert.

Das Gut-Genug-Prinzip

Effizienz ist immer Effizienz der Handlung. Was wäre also effizienter, als nicht zu handeln und dadurch schon Nutzen zu schaffen?

Im Agilen Manifest heißt es deswegen:
Simplicity – the art of maximizing the amount of work not done – is essential.
Handlungsleitend kann dabei Paretos 80/20-Regel sein. Zur Erinnerung: 20% des Aufwands liefern 80% der Ergebnisse und 80% der Kunden sind mit 20% der Ergebnisse bereits zufrieden – solange das Richtige priorisiert wird.

Mit überraschend wenig Aufwand könnten wir also bereits ein gutes Ergebnis erreichen mit einem hervorragenden Verhältnis von Kosten und Nutzen – und genau das ist Effizienz.

Ich nenne dies das „Gut-Genug-Prinzip”: Gut genug ist gut genug.

Das bedeutet: Sobald „gut genug” erreicht wurde, sollten Kosten und Nutzen für jeden weiteren Schritt genau gegeneinander abgewogen werden. Möglicherweise können wir uns bereits jetzt etwas widmen, in dem wir mit weniger Aufwand wirksamer wären. Im Optimalfall etwas, womit wir unsere Kunden begeistern!

Abschluss

Agile Methoden betonen zu Recht Effektivität. Sie ist die Voraussetzung für Effizienz, für ein gutes Verhältnis von Kosten und Nutzen, das bereits in Agile Methoden eingebaut ist.

Es ist an uns allen, unsere Arbeit daran auszurichten – und vorher schon das Richtige zu tun. In meinem Fall also diesen Artikel im Zustand „gut genug” zu lassen (hoffentlich) und mich wieder dem Renovieren zu widmen.


Was passt? Was fehlt? Ich freue mich auf eure Kommentare.

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