Friday 25 April 2014

Antifr-Agil

In der aktuellen Ausgabe der "agile review" sprechen Sandra und ich über Antifragilität.
Hier ist der erste Teil, dem im vollen Artikel eine Diskussion aus Sicht der Berater und weitere Gespräche folgen.
Interessiert er euch? Schreibt mir, ich schicke euch gern ein Exemplar der Zeitschrift!



Antifr-agil
Ein Dialog in 3 Teilen von Urs Reupke und Sandra Reupke-Sieroux

Erstes Gespräch: Antifragilität

Die Schildkröte hat es sich im Schatten eines Baumes bequem gemacht, den Achill unruhig umschreitet.

Achill: “Welch Trick! Um der Schmach der Niederlage zu entgehen, greifst Du zu Mitteln, Panzertier, die Deiner unwürdig sind! Doch höre: Die Götter sollen den Gleichstand entscheiden. Heb Deine Fäuste, Reptil!”

Schildkröte: “Kampf, Kampf, stets höre ich Kampf. Eines Tages wird Deine Zeit vergehen, mein Freund, wenn einer kommt, Dich zu besiegen.”

Achill, aufgebracht: “Hektor schlug ich, Trojas größten Helden! ‘Unbesiegbarer Achill’ haben sie gerufen! Keinen Kampf habe ich je verloren, und schwach reden wirst Du mich nicht.”

Schildkröte: “‘Unbesiegt’ jubelten sie, nicht ‘unbesiegbar’. Früher oder später kommt eine Zeit, in dem Dein Alter Dir das Kriegshandwerk verbietet. Was dann?”

Achill darauf: “Dann musiziere ich! Cheiron lehrte mich die Laute!”

Tönt es aus dem Schnabel der Schildkröte: “Nein, dann stirbst Du. Der Feind kennt keine Gnade! Ein größerer Verlust ist undenkbar, und wie begrenzt der Gewinn: Eine Stadt, ein Königreich, und wenn sie ein Juwel ist wie das vielbesungene Troja - ein Fehltritt, und anstelle ihrer Schätze erblickst Du die elysischen Felder. Nimm allein Deine Ferse…” ﹣ “Sprechen wir nicht darüber!” ﹣ “Deine Verse! Dein Lautenspiel! Harmonielos wie es auch sein mag, birgt es doch ungleich weniger Gefahr. Wer weiß, wes gönnerhaftes Herz Du regst, wenn Du den rechten Ton anschlägst! Alles, was Du wagst, ist ein Abend mit knurrendem Magen, doch der Lohn, süßer Lohn! Welch Reichtümer könnten Dich erwarten, welch Ehre könnte Dein sein.

Jeder Abend, jede Nacht bietet Dir eine neue Gelegenheit, einen neuen Wurf, Unsterblichkeit zu erlangen!”

Kommentar: Was ist antifragil?

“Antifragilität” charakterisiert Systeme, die von zufälligen Ereignissen profitieren, anstatt wie “fragile” Systeme darunter zu leiden oder ihnen indifferent gegenüber zu stehen, wie es “robuste” Systeme tun.

Nassim Nicholas Taleb, Spekulant und Philosoph, beschrieb das Konzept 2012 in seinem gleichnamigen Buch [3]. Er zeigt darin auch eine Reihe weiterer Eigenschaften, die solche Systeme ausmachen - Eigenschaften, zu denen die Schildkröte Achills Leben verhelfen möchte.
Ihr Rat beherzigt den Grundsatz antifragiler Systeme: [Weiter gehts in agile review 01/2014]
Schreib mir und ich schick Dir!

Tuesday 22 April 2014

I like Java 8 streams

I'm learning the JDK 8 API.
This seems pretty sweet, for Java standards:

Stream<String> input = Stream.of("Tick", "Trick", "Track");
Map output = input.collect(toMap(t -> t.length(), t -> t, (t, t2) -> t + "," + t2));
System.out.println(output);

Result{4=Tick, 5=Trick,Track}


Tuesday 25 March 2014

Der Agile Entdecker

Gemeinsamer Post mit Sandra Reupke-Sieroux und Olaf Lewitz:

Cover Image: The People's Scrum
Bei der play4agile 2014 hat Olaf mir erzählt, dass er schon eine Weile daran sitzt, Tobias Mayers Buch "The People's Scrum" ins Deutsche zu übertragen. Im Gespräch am Abend hat er mich und Sandra eingeladen mitzumachen. Alan Cyment, der an der spanischen Version arbeitet, gab uns drei einen Haufen Tips, und seitdem arbeiten wir daran.

Wir wollen in den nächsten Wochen einige der Essays vorab veröffentlichen - das Buch ist ja aus einem Blog entstanden. Auch für die deutsche Version sind wir gespannt auf euer Feedback!

"Der Agile Entdecker" haben wir als ersten gemeinsamen Post ausgewählt, weil es der Essay im Buch war, bei dem wir unsere gemeinsame Sprache gefunden haben. Wie viele seiner Essays vereint er Kritik an einem bekannten und verbreiteten Konzept mit einer neue Idee - gerade ausreichend skizziert, um sich inspirieren zu lassen. Tobias sagt uns nicht, was wir tun sollen. Er öffnet unser Herz und unseren Verstand für Neues, manchmal Radikales.

Viel Spaß beim Lesen! Habt ihr Agile Entdecker im Unternehmen? Habt ihr so was schon mal gemacht?

Der Agile Entdecker

Während eines Projekts in Indianapolis unterhielt ich mich mit einem Entwickler.
“Was weißt Du über Atomkraft?” fragte er mich, und erzählte dann, dass er in einem Atomkraftwerk gearbeitet habe. Dort erfuhren alle Arbeiter regelmäßige Schulungen über die Sicherheitsbestimmungen, sogar noch nach langjähriger Anstellung.

Die beste Absicherung gegen eine Kernschmelze sei, sagte er, die Köpfe der Kollegen stets durch aktuelle Erkenntnisse und häufige Erinnerungen an gutes Vorgehen wach zu halten.

Er fragte mich, warum agile Ausbildungen nach einem Durchgang vorüber wären. Er habe in verschiedenen Organisationen während der agilen Transition beobachtet, dass die Leute nach dem Training gut voran kamen und voller Wissen und Begeisterung steckten, diese Energie jedoch schnell verebbte und das gewohnte Verhalten zurückkehrte.

“Auch Softwarefirmen schmelzen”, stellte er fest.

Daraufhin hab ich mich damit beschäftigt, wie Firmen Scrum einführen und verwalten. Die meisten heuern für eine kurze Zeit Berater oder Trainer an.

Die Engagierteren unter ihnen besorgen sich einen Scrum Master, der von einem der zahllosen Verbände zertifiziert ist - im festen Glauben, das Zertifikat gewähre Qualität. Beide Ansätze erreichen dieses Ziel selten.

Hin und wieder habe ich den Gedanken, dass der Begriff des “Scrum Masters” die Agile Bewegung aufhält, dass diese Position die Selbstorganisation behindert. Zwar ist die Absicht gut, doch in der Praxis wird die Rolle viel zu oft herabgewürdigt zum Metriksammler, zum Prozesswachhund, im schlimmsten Fall sogar zur Scrumpolizei oder zum agilen Projektmanager.

Dadurch entreißt man dem Team Verantwortung, und die Menschen unterwerfen sich dem Prozess, der ihnen aufgebürdet wird.
Tobias Mayer

In den letzten zwei Jahren ist die Rolle des Scrum Masters in meinen Kursen immer mehr in den Hintergrund getreten. Ich beschreibe Scrum als die Beziehung zwischen Product Owner und Team und erforsche diese Beziehung in Hinblick auf Teamkultur, Fokus, gemeinsame Ausrichtung und Zusammenarbeit.

Scrum verspricht engagierte Teams und glückliche Kunden, aber dieses Versprechen löst das Problem der Kernschmelze nicht. Die Organisation muss nach wie vor einen nachhaltigen Weg finden, um kontinuierliche Verbesserung rund um die Grundprinzipien des Scrum-Frameworks zu etablieren.

Scrum Master sind dieser Weg nicht, denn Scrum Master sind stets auf den untersten Rängen des hierarchischen Totempfahls angesiedelt. Häufig müssen sie einer Projektmanagementabteilung Rede und Antwort stehen oder einem Entwicklungsleiter. Sie haben wenig Autonomie und werden oft zu Helfershelfern des Status Quo.

Auch agiles Coaching ist nicht der Weg. Coaching hilft Einzelnen und Teams sich selbst zu verwirklichen, doch wie bei einer Therapie kommt der Moment, an dem der Coachee die Beziehung beenden muss. Tut er es nicht, läuft er Gefahr, sich mit seinem Coach im Kreis zu drehen und gemeinsam eine ungesunde Beziehung gegenseitiger Abhängigkeit zu schaffen.

Der Weg scheint mir zu sein, Agilität in die DNS der Organisation zu injizieren. Wir wissen, dass Viren die DNS von Organismen verändern können, wenn sie nur stark genug sind, die Antikörper des Wirts abzuwehren. Um die Kultur der Organisation zu verändern, brauchen wir genau so ein Virus.

Daher möchte ich eine neue Rolle vorschlagen, um das Virus zu verbreiten: Den Agilen Entdecker. Diese Rolle ist anders als die des “Paten der Agilität”. Der Pate ist jemand - häufig ein Geschäftsführer oder der Chef der Entwicklungsabteilung - der sagt: “Jetzt aber agil!”, aber der weder versteht, welcher Änderungen in der Organisation dieser Schritt bedarf, noch die Zeit hat, sich auf wirkliche Veränderung einzulassen.

Der Agile Entdecker ist jemand, der auf der Suche nach Wissen in unerforschtes Land reist. Er oder sie ist ein Visionär und ein furchtloser Abenteurer, der durch seine Handlungen andere inspiriert selbst aufzubrechen.

Agiler Entdecker ist ein Vollzeitjob. Am besten ist es, wenn er niemandem unterstellt ist, doch wenn es sein muss, dann sollte er der Geschäftsführung berichten, und zwar in einer autonome Position, deren Leistung nicht gemessen wird.

Es ist nicht die Aufgabe des Entdeckers, Teams zu coachen oder anderen zu helfen, besser mit Scrum umzugehen.

Er oder sie soll zuhören, denken, inspirieren, konfrontieren, anheizen, herausfordern und die kollektiven Augen der Organisation öffnen, damit sie neue Möglichkeiten erblicken können. So sät er die Saat eines neuen Seins.

Ein guter Agiler Entdecker bringt sich in die agile Gemeinschaft außerhalb seiner Firma ein, nimmt an Veranstaltungen teil, diskutiert online, liest ausgiebig, lernt Neues und fördert den Dialog mit anderen Organisationen und Individuen. Er sorgt für den Austausch im Haus, begründet Gesprächsrunden und Workshops und fördert Ideen rund um experimentelle Verbesserung.

Insbesondere aber ermutigt er andere, es ihm gleich zu tun.

Der Agile Entdecker webt aus Silos und Hierarchien faszinierende Werke kinetischer Kunst, die Ehrfurcht und Erstaunen erwecken. Diese Umgebungen lassen Selbstorganisation gedeihen; gegenseitiges Coaching floriert und ersetzt teure Hilfsarbeiter, die sich nicht ums Ergebnis scheren. Das Engagement wird stärker, die Freude wächst - und die Kernschmelze bleibt aus, Tag um inspirierten Tag.

Tobias Mayer, 19. April 2012

Sunday 23 March 2014

Respite and Trust in Timeboxes

Looking for a proper translation for the concept of a "time-box" in the context of Scrum, I looked up the German word "Frist". The word describes a period of time in which a certain action may (or may not) be taken, it's mostly used in a judicial context.

Inspired by a note on the words roots in Old High German, I consulted Wiktionary, and discovered that the word has siblings in several Germanic languages and is known even in English (albeit obsolete).

I was delighted by the connotations on offer: Throughout the languages, the concept denotes not only an allowance of time, but also signals a respite or truce as well as trust - all of which are on display when mutually agreeing on a time-box in Scrum.

I couldn't wish for a better match.

Sunday 9 March 2014

A case against hierarchy

Re-reading Mastering the Art of War, I came across an excerpt from The Masters of Huainan:

In it, a lord asks his minister about the fate of another nation, and learns that it was destroyed through repeated victories in repeated wars. He voices his surprise, for victories are a good thing, thus prompting the minister to remind him:

"Where there are repeated wars, the people are weakened; when they score repeated victories, rulers become haughty. Let haughty rulers command weakened people, and rare is the nation that will not perish as a result."

Once again, there is striking similarity between the martial domain and that of business.
Think of a manager in a hierarchical organisation, successfully delivering project after project; yet without time for reflection and calibration.
Soon, he will rise to heroic status within his company and with growing responsibility grow estranged from those who work with him.

At the same time, his project teams won't have time to re-build their mind, their spirit and their tools - pressure is too high to take time for that, and slowly, they start to believe that there actually are more important things to do.
Over time, they will even come to believe in the manager's (and by extension, their own) invincibility.

They won't stand in for their needs, instead voicing their oppositon only among themselves - if at all, and even if they do, nobody will listen to those arguing against success.

With no one to correct or support him, the manager will fail at last, and - by definition - in his most important project yet.

In this, I see a strong point for eschewing hierarchy. Leadership should emerge ad-hoc, from the person, not the position. Thus, all are constantly reminded that everyone contributes equally to a shared success, that thinking, planning and action are parts of the same.
As a team, people grow together, fail together, learn together, with no room to grow haughty, to grow estranged or weak.

Did you see examples for this in your work? Did the contrary happen? How did you handle it?

Wednesday 5 March 2014

One-Pagers: A tool to quickly summarize a topic

In 140 characters

One-pagers are a tool to quickly summarize any given topic, easily created in a group workshop.

In 200 words

A one-pager contains a tweetable summary, a concise description, a compilation of further reading and an an illustration of the topic.
Using the workshop format, all of this will exist after one hour:

Start up

1.  Take 5 minutes to explain the general process.

Create Tweets

Use Brain-Writing:
2.  Grab a sheet of paper each; put an extra one in the middle.
3.  For 3 minutes, write a tweetable text on the topic, exchange your sheet with the excess one. Repeat.
4.  In 3 more minutes, swap sheets and read through all of them.
5.  In 4 more minutes, agree on a single text or compile one.
6. Write it down on a fresh paper.

Create Details

7.  Grab a sheet of paper each.
8.  For 5 minutes, list bullet points for the various aspects of the topic.
9.  Hand your sheet to your neighbor.
10.  In 5 more minutes, select the entries you think are most valuable. The number to mark depends on the number of participants.
11.  In 5 more minutes, aggregate a list of most important points on a fresh sheet of paper. Add some front-matter text. Note some blog posts or books on the topic.

Illustrate

12.  Grab a sheet of paper each.
13.  In 10 minutes sketch an explanation of the topic.
14.  In 15 more minutes, look over each other’s drawings and select the best elements. Copy those elements on a fresh sheet or amend one of the existing pictures.

Wrap up

15.  In the 5 final minutes, hold a short presentation and wrap up the workshop.

Unlimited Info



Illustrated


Final remarks

I learned about this technique in Martin Heider's workshop at play4agile 2014. Thanks, Martin!
The name "One-Pager" stems from the fact that you can pin all your results to a single sheet of A3 or flipchart paper.

Friday 28 February 2014

Play to get a job

At many companies, job interviews are limited to a pretty single-sided meeting of talking heads:
The candidate is interviewed by several people from the employer-to-be, and struggles to present himself in a good light.

At play4agile 2014, a conference aiming to introduce playfulness to the workspace, we challenged that premise, wondering how make these get-togethers more bilateral - and less talk.

The first thought came quickly: Represent strengths by picking one out of a number of super-heroes, represent your weakness by picking a super-villain to match. To spur imagination, the organizers could bring a set of collectible cards representing the individual characters, so the less-geeky have a chance to be part of the ensuing conversation.
We iterated over a number of ideas on that pattern, but stuck with the issue of one-sidedness:
It always felt like the candidate was up for inspection, with the company and managers kept their secrets to themselves.
With questions like "How will you possibly fail us?" and "Why did you quit your last job?" up for discussion, we felt like few candidates were trusting enough to answer honestly.

An ice-breaker was called for, and we found in the form of physical games:
Something like the Columbian Hypnotist will speed things along greatly, allowing both the candidate and the organizers to let go of their preconceptions and find harmony in synchronized movement.

Afterwards, we focused on meeting the candidate on equal footing, with the company or one particular manager giving something of himself for everything that the candidate is asked to give.
Exploring his possible weaknesses as a team member? Offer your weakness as a leader first, and tell him how you are addressing that weakness right now.
Exploring issues with his last job? Be plain about issues at your company and how you are improving things.
To keep the spirit of playfulness, we enjoyed the thought of building this dialogue in Lego, forming a physical interface for the candidate to connect to.

Innovation Games are a great source of inspiration as well, with the "Product Box" a particular favourite of ours:
Ask candidates to build a box representing them to the team or company, while you build one for the respective containers.
This one not only offers points to talk about and greases your thoughts in an entertaining way, it also gives you a physical artifact you could use for a bi-lateral review some months in - possibly to amend it, and review it again at later point.

At the end of either exercise, you can ask the candidate to present the result to a camera for later discussion, giving him the option to take something home with him for later improvement (while keeping your treasured bricks).
The product boxes of successful hires might also make a great gallery for a team room or website!

How do you like these techniques? What are your favorite thoughts for lightening up an interview?
Please leave a comment!

Tuesday 25 February 2014

Humility

This is the transcript of a lightning talk I gave at play4agile 2014, earlier this week:

"Today, I was talking to another practitioner, who remarked that there was a mark of excellence he had yet to experience in the workplace. I asked him about it, and he told me: Humility.

In that spirit, I would like to invite all of you, if the guy next to you is really quiet, to ask him to share his wisdom - because by this measure, he has all your problems already solved.

Thank you."